Freistil – KW 40

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Kommentar zur vergangenen Woche – KW40 – 09. Oktober 2022

Verkehrung der Vorzeichen
Ich brauche wieder mal Ihre Hilfe. Ich kenne mich bei den österreichischen Parteien nicht mehr aus. Wofür stehen sie? Die SPÖ ist mittlerweile zur Unternehmerpartei aufgestiegen. Ihre Kernwählerschaft kennt sie gar nicht mehr. Vermutlich, weil die Jungpolitikerinnen ihren rasant wachsenden Einfluss auf ihr unmittelbares Umfeld verteilen und Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wie Pensionisten nur mehr aus Floskeln von Gemeindeansprachen kennen. Die Grünen. Nun, dazu fällt mir gar nichts mehr ein. Lassen Baumplantagen roden, beschließen die Impfpflicht und verhalten sich im Kern wie eine wirtschaftsliberale Partei, die ihre Kernkompetenzen kurzerhand den in den Startlöchern befindlichen Spaßparteien überträgt. Ratlosigkeit. Die FPÖ – würde sie nicht über ihre zweite und dritte Personalreihe fallen – konvertiert von ehemals rechts zur konservativen Mitte. So holt sie die letzten Wähler der fetten angefressenen Regierungsparteien ab.  Schwarz versinkt im Korruptions- und Postenschachersumpf. Links wird zu einer Pro-Wirtschaftspartei der geimpften Sozialhilfeempfänger bei gleichzeitiger Totalüberwachung. Grün löst sich auf. Der Rest ist unbedeutend … Helfens mir.

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Die Bundespräsidentenwahl
Warum gibt es keine vernünftige Bundespräsidentin? Auch keine Kandidatin. Die erfolgsverwöhnten Quotenvizebürgermeisterinnen hätten sich ruhig mal ins Zeug legen können. Stattdessen gibt es einen Schweigepräsidenten und eine Handvoll Spaßkandidaten. Ausgenommen Rosenkranz, der bedauerlicherweise kein Sympathieträger ist. Ich finde ein Bundespräsident sollte Intelligenz, Charisma, ein vernunftbegabtes Händchen, dazu gehört eine menschen- und völkerverbindende friedliebende Charakterhaltung, aufweisen. Van der Bellen hat bei letzterem in den vergangenen Monaten massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Keine Wahl?! – Das Ergebnis spricht für sich. Wenig Beteiligung, die Angst vor zunehmenden instabilen Verhältnissen wählt das kleinste Übel.

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Villachs SPÖ kaum wiederzuerkennen
Was in den vergangenen Monaten an Mehrkosten an die Villacher Bevölkerung herangetragen wurde, ist unverschämt. Und das von einer Partei, die die ärmste Schicht in diesem Land schützen, zumindest stärken sollte. Dazu gehören Kulturschaffende, die Arbeiter und Pensionisten. Ich nenne Ihnen drei Beispiele. Die Kosten für ein Parkticket in der Innenstadt wurden um 20% erhöht. Die Stunde kostet 1,20 Euro. Übrigens Klagenfurt erdreistet sich, 90 Cent also 1,80 Euro für die Stunde zu verlangen. Die Stadtregierungen sind IRRE geworden. Da braucht es mehr als ein Riesenrad oder eine Begegnungszone zur Bevölkerungsbelustigung, um hier noch jemanden in die Stadt zu bekommen. Die Parkgebühren für den Dobratsch. Eine der schwachsinnigsten Ideen seit langem. So geht unsoziale Politik. Diese Gebühren treffen ausschließlich die schwächsten und ärmsten. Ich denke, einer Vizebürgermeisterin wird es egal sein, ob sie ein Tagesticket zu 9 Euro am Dobratsch lösen muss, das vermutlich ihr Chauffeur und damit die Kärntnerinnen und Kärntner bezahlen. Busfrequenzen lasse ich nicht gelten. Ich möchte den Sonnenaufgang sehen, wenn ich am Berg bin. Da fährt der Bus gerade mal los … Noch eine sozial unausgewogene Regierungsmaßnahme. Die Jahresparkgebühren für Innenstadtbewohner wurden um 100% erhöht. Zahlte man 2021 in Villach noch rund 81 Euro im Jahr, sind es 2022 bereits 150 Euro. Wenn trifft es, die ärmste Bevölkerungsschicht. Sie braucht, wie alle anderen, ein Fahrzeug zur Bewältigung der beruflichen Herausforderung. Dass die Sozialhilfe angehoben wurde, ist irrelevant. Das Ansuchen, Hosen runterlassen und betteln um ein paar Hunderter, muss ein Ende haben. Völlig versagt hat die Regierung bei einer raschen Entlastung durch Steuersatzsenkungen oder Treibstoffpreis-Höchstgrenzen. Unsere Nachbarstaaten haben kein Problem damit. Ich fahre jetzt nach Slowenien, zum Essen und zum Tanken …

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Statement zur Lage
Mich nervt die Diskussion um Tempo 100 auf Autobahnen. Die ASFINAG gibt jährlich Milliardenbeträge aus, um diese Straßen in Schuss zu halten. Ich zahle jährlich erhöhte Mautgebühren – Stichwort Vignette, um dann am besten gar nicht mehr darauf zu fahren?! Freunde, eigenverantwortlich könnt ihr jetzt bereits 100 Stundenkilometer fahren! Es zwingt euch niemand Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Die österreichische Verkehrsordnung schreibt vor, auf Autobahnen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die eine Bauartgeschwindigkeit von mindestens 60 km/h erreichen. Somit keine Traktoren, Mopeds, Fahrräder usw. Also fahren ALLE Befürworter von Tempo 100 künftig 100 auf der Autobahn. Wo liegt das Problem? Diese scheinheiligen Diskutanten, mir wird übel …

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Am Nachbartisch …
„Der Lehrer hat immer Recht. Das ist das andere Extrem.“ „Die Freundin von der Nadi hat drei Fünfer, einen Zweier und hat am Ende des Jahres einen Zweier ins Zeugnis bekommen. Meine Nadi drei Zweier und einen Vierer – was hat sie bekommen? Einen Vierer. Eine Sauerei …“

Zwei Damen mokieren sich über die Ungerechtigkeit im schulischen Bereich. Ich schlürfe meinen Kaffee und wiege sie in Sicherheit. Kaffeehausliteraten schöpfen aus dem Vollen.

Über den Autor

Gerald Eschenauer
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Gerald Eschenauer

Gerald Eschenauer

Schriftsteller. Philosoph. Schauspieler. Kulturvermittler, der zwischen den Welten wandelt.

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