Freistil – KW 36

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Kommentar zur vergangenen Woche

Schönen guten Tag. Nicht nur angehende Bundespräsidenten melden sich dieser Tage zu Wort. Auch Künstler, in vorliegendem Fall Schriftsteller. Aber warum schreibe ich Ihnen? Ganz einfach. Weil die Einseitigkeit zirkulierender Meldungen mittlerweile unerträglich geworden ist. Ich spreche von Kampagnenberichterstattung heimischer, sogenannter Qualitätsmedien, die bewusst oder unbewusst, jedenfalls einseitig mit all ihrer medialen Wucht unaufhörlich auf Menschen in diesem Land einprügeln. So lange, bis Angst, Verunsicherung und Desinformation im letzten Winkel österreichischer Seelen angekommen sind. Die Hirne der Bevölkerung, vom Großglockner bis zum ausgetrockneten Neusiedler See, durchfluten. Mit einem Satz:

„Ich fühle mich nicht genügend seriös informiert.“

Eine faire ausgewogene Berichterstattung ist einer undurchsichtig finanzierten Propaganda-Polemik und Agendamaschinerie gewichen. Gut getarnt als Tageszeitungen und Staatsfunk. Gebracht wird, was bezahlt wird. Und wer nicht zahlt, wird von Information ausgeschlossen. Was hier offizielle Leitmedien, vom Standard bis zur Kleinen Zeitung, vom ORF bis zur Kronen Zeitung von sich geben, ist beschämend, aber auch irritierend. Diese Wahrheit braucht niemand.

„Treiben wir die Sau durchs Dorf.
Und wer die Sau ist, bestimmt selten die Sau.“

Es gibt zwei, eigentlich drei Möglichkeiten, damit umzugehen. Erstens, diesen Schmunzus und Schwachmatiker-Inhalt ungefiltert in Österreichs Gehirne rieseln zu lassen. Allgegenwärtig. Aus meiner Sicht gefährlich. Die Dinge anders darzustellen als sie sind ist einer Demokratie unwürdig und führt nicht selten zu sozialen Unruhen. Treiben wir die Sau durchs Dorf. Und wer die Sau ist, bestimmt selten die Sau. Die einzigen Profiteure sind Politik, Medienkonzerne und Unternehmen, die Dienstleistungen auf diesem Sektor zur Verfügung stellen. Menschen bleiben auf der Strecke.

Zweite Möglichkeit:
Den Medienkonsum nicht nur einzuschränken, sondern ihn ersatzlos zu streichen. Keine Zeitungen, kein Radio, kein Fernsehen. Diese Variante wählen viele Österreicherinnen und Österreicher. Zu sehen an den explodierenden Abmeldungen beim ORF, Einstellungen der Printausgaben, zuletzt bei der Kleinen Zeitung* [Einstellung der „stummen Verkäufer“ (Zeitungsständer)] und bei OE24.

Dritte Möglichkeit:
Zu schreiben und zu publizieren, was Sache ist. Ungeschönt, wenn es denn sein muss – und aus meiner Sicht muss es sein – Unbequemes zur Sprache zu bringen, was die 4. Macht im Staate nicht mehr zu übernehmen bereit ist. Eine objektive und neutrale Berichterstattung über die Dinge, die uns betreffen. Es gibt sie. Deswegen, schauen Sie jetzt genau hin. Was Sie lesen und wem Sie vertrauen.

Ich habe in den vergangenen Jahren eine beispiellose Verletzung der Sorgfaltspflicht in der Berichterstattung heimischer Medien erlebt. Presseaussendungen von politischen Büros wandern ungefiltert, Direttissima auf die Titelblätter unserer Zeitungen. Gekauft wird Medienpräsenz und „Journalismus“. Was Sie lesen, ist selten neutrale Berichterstattung – es ist eine bezahlte Anzeige. Dagegen ist vorzugehen. Einzige Möglichkeit – diese antidemokratischen und zersetzenden Vorgänge durchschauen und publik machen. Also biete ich Ihnen meine Sicht der Dinge. Wöchentlich und ohne schönzureden. Mein wöchentlicher Kommentar zu den Geschehnissen in diesem Land erfolgt am Sonntagabend und bezieht sich rückwirkend auf die vergangene Woche. Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude und freue mich über Ihre Rückmeldungen. Sprechen Sie ruhig mit mir …

2022 – Kalenderwoche 36

„Bis morgen 12.00 Uhr – 2 Milliarden Euro

Die Wien Energie – ein Desaster
Was Wien Energie hier vorlegt, ist systematisch für dieses Land. Ungleichheit, fehlende Kontrollmechanismen, politisch besetzte Vorstände und aus den Ufern geratener Kapitalismus, der nicht prinzipiell zu verteufeln ist, hat er vielen von uns Wohlstand gebracht. Zu verurteilen sind die Vorgehensweise und das Zeitmanagement. Jedes gut geführte Unternehmen hat ein Risikomanagement. Wenn Sie heute arbeitslos sind, wird ihnen „vollautomatisch“ der Überziehungsrahmen ihres Gehaltskontos gestrichen. Das Risiko hat sich verändert, Ihre Hausbank reagiert darauf. Ob sie als Kunde wollen oder nicht. Wie war die Reaktion der Wien Energie? Die Sicherheiten sind auszuweiten. Bis morgen Mittag! Weder Verantwortungsbewusstsein noch funktionierendes Krisenmanagement ist hier vorhanden. Desaströs. Eine lückenlose Aufarbeitung und Entlassung des Vorstandes wären aus Sicht der Österreicherinnen und Österreicher das Mindeste.

Bundespräsident Van der Bellen schweigt!
Der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich zur größten Spaltung dieses Jahrhunderts, hervorgerufen durch die Verfolgung und Diskriminierung von „Ungeimpften“ nicht zu Wort gemeldet. Es ist seine Aufgabe, genau wie es seine Aufgabe ist, aus Sicht eines neutralen Landes wie Österreich, staatsmännisch ausschließlich Friedensbemühungen zu unterstützen und nicht Kriegspropaganda [siehe Rede Bregenzer Festspiele] zu forcieren. Bei allem Leid und dem Verständnis für ALLE Kriegsopfer. Österreich ist IMMERWÄHREND NEUTRAL. Von dieser Position Richtung NATO-Bündnis und Unterstützung eines US-amerikanischen Kurses zu weichen, ist ein erbärmlicher Akt des Schweigens und nicht zu tolerieren.

Kommentar Kleine Zeitung – Ressortleitung Kultur, Dr. Marianne Fischer
In einer der letzten Ausgaben äußert sich Marianne Fischer zu dem massiven Rückgang beim Kartenverkauf des Carinthischen Sommers in dieser Saison und verweist auf erhöhte Anstrengungen – Man müsse sich was einfallen lassen, um nicht sang- und klanglos unterzugehen, zumal die privaten Anbieter wie die Taggenbrunner Festspiele rund um Jacques Lemans-Gründer Alfred Riedl hochwertige Kultur bieten und den heimischen „Kulturdienstleistern“ den Rang ablaufen. Mein Gedankengang: Wenn sich eine vermögende Kaste das Spielzeug Kultur um den Hals hängt, zu Paradespielen mit Topbesetzung lädt, breit finanziert und hofiert von und durch heimische Medien, während Kulturverbände, Vereine und Einzelinitiativen weder finanzielle Ressourcen noch mediale Aufmerksamkeit bekommen, ist der Untergang von kultureller Vielfalt vorprogrammiert. Hier verhält es sich nicht anders als in der Wirtschaft. Die Big Player überleben, der Rest wird über kurz oder lang eliminiert. Eine behutsame vorausschauende Kulturpolitik aber auch ein intelligenter Einsatz und die Bereitschaft der lokalen Presse Kulturdienstleistern Medienpräsenz zu geben, wären ein erster Schritt. Weder die Kulturpolitik noch Medien sind daran interessiert …

„Besuchen Sie die Windräder im Lavanttal, ein Turbinenschnitzerl und nen Zirben-Tesla-Schnagge … weiter zu den Turbinenkanzel-Torpedos, dem Kärntner Viergesang … zu einem Rotations-Chardonnay vom Wipflinger …“ Ich bin dabei.

Windrad-Tourismus, ernst jetzt? 50 Windräder bis 2025, 140 bis 2030
Wenn Pensionär Franz Dorner und alle anderen Solar- und Windkraftpioniere längst unter der Erde sind, vor sich hinmodern, wie es jeder irdischen Gestalt beschieden ist, werden die meterhohen Kraken unseren Folgegenerationen ein Bild zeichnen, das touristisch wohl kaum zu verwerten ist, wie es in einem Werbepamphleth der Kleinen Zeitung am 30. 08.2022 [Windräder sollen für den Tourismus „erlebbar“ werden.] dargestellt wurde. Vernunftbegabte Menschen machen sich Gedanken über den Zustand unserer Natur. Wir brauchen Strom, keine Frage. Genauso ist es unabdingbar, eine ästhetisch annähernd intakte Natur zu hinterlassen. Für uns und unsere Folgegenerationen. Wenn schon jedes Seitental in Kärnten die Flüsse derart kontaminiert, mit Kraftwerken durchsetzt, dass schlussendlich nur mehr trockene Flussbette übrigbleiben, meinetwegen, sei es drum – doch der blinkenden Rotationsflut in einem sensiblen Ökogebiet kann niemand entweichen. Ah, verstehe – Tourismus in Kärnten sieht künftig so aus: Besuchen Sie die Windräder im Lavanttal, ein Turbinenschnitzerl und nen Zirben-Tesla-Schnagge der Kelag eingeworfen und dann weiter zu den Turbinenkanzel-Torpedos, dem Kärntner Viergesang unter der Leitung von Exkonsulent Richi di Bernardo. Zu einem Rotations-Chardonnay vom Wipflinger, gekeltert auf 128 Meter, dem höchsten Windrad, dem heimlichen Wahrzeichen der Kärntnerinnen und Kärntner. Verstehe, das Potenzial ist gewaltig … Ich bin dabei.

Über den Autor

Gerald Eschenauer
Gerald Eschenauer

1 Kommentar

  • Tja Gerald, du formulierst das noch viel zu „schön“, aber mit einem Charme der sich auf jeden Fall blicken lassen kann. Man möge glauben, eigentlich ist es ja so, dass diese Schergen einen ganzen Kontinent ins Unglück stürzen wollen. Sie tun es, ganz eindeutig. Von Glauben kann da nicht mehr wirklich die Rede sein. Ganz ehrlich, ich bin frustriert und demoralisiert. Es fehlt nicht mehr viel, dass ich bei diesen Themen aufgebe. Ich bin bestürzt, dass die Leitmedien und Politik, auch in Österreich uns für so dumm verkaufen …

Gerald Eschenauer

Gerald Eschenauer

Schriftsteller. Philosoph. Schauspieler. Kulturvermittler, der zwischen den Welten wandelt.

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