FREISTIL – KW 07/23

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Wochenkommentar KW 07 – 19. Februar 2023

Narren aus
Die Narren sind Vergangenheit – sagt man. Andere wieder behaupten, jetzt kommt die närrischste Zeit. Am 5. März jedenfalls. Denn da wählt Kärnten. Man erwehrt sich nicht des Eindrucks, dass die regierenden Parteien Blut schwitzen. Wir werden sehen …

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Erbärmliche Äußerungen zur Kunst und Kultur
Neulich las ich eines Schriftstellers Kommentar in einer der sogenannten Qualitätszeitungen Kärntens und ich muss Ihnen sagen – mir wurde übel. Bevor ich mich übergab, schrieb ich diese Zeilen. Ich sollte künftig davon absehen, heimische Blätter zu lesen. Was den Menschen in der Berichterstattung zugemutet wird, ist sagenhaft, die pauschalen „Moralwuchteln“ – eines Schriftstellers unwürdig. Noch mehr eines Repräsentanten des PEN-Clubs. Und wieder gehts es um den Besitzer von kinderpornografischen Fotos, Teichtmeister. Ohne jede Frage kriminell. Die Gerichtsbarkeit wird bemüht. Aber was Schmidauer hier abliefert ist inakzeptabel. Eine Pauschalabrechnung mit den Künsten, den Kulturschaffenden und allen Theatermenschen. Erbärmlich. „Theater war immer (moralisch) bedenklich.“ Und „Theater an sich ist gefährlich …“. Welcher Teufel hat den guten Herrn da geritten?! Von kirchlicher Seite sind wir ähnliches gewohnt aber doch nicht von Intellektuellen. Na lesen Sie selbst, um den Stumpfsinn schnellstens wieder zu vergessen. Sie lesen, dass jeder Kunstschaffende in den Augen von Schmidauer unter Generalverdacht gestellt wird. Das ist in etwa so, wie wenn jeder Fotograf automatisch ein Bombenbauer à la Franz Fuchs ist. Solche Pauschalierungen habe ich zuletzt bei allen Ungeimpften gelesen – alle asozial. Sorry, faschistoide Moralverfehlungen.

Günter Schmidauer_Kleine Zeitung 14Feb2023

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Tinyhäuschen und Pop-Up-Stores
Es mag ja dem Zeitgeist entsprechen und lustvoll erscheinen, sich auf 4 bis 8 Quadratmetern herumzugfretten. Kein Boden wird versiegelt, keine Thujenhecken aufgestellt, aber auch keine echte Alternative, kein Zuhause. Einzig preismäßig sind die beiden vergleichbar. Tinyhäuschen kosten mittlerweile in Luxusausführungen dasselbe, wie gemauerte Rohbauten von Einfamilienhäusern. Darf man die heute noch bauen, ohne mit schlechtem Gewissen früh morgens in einem 1 Meter 80 Bett [quer] aufzuwachen? Erbärmlich ist das. Dabei hat der politische Dialog erst begonnen. Sie können sich warm anziehen. 140 Windräder in Kärnten! Stellen Sie sich das vor.

Und dann waren da Pop-Up-Stores. Trendunternehmer. Kurzmieter, die nach wenigen Monaten wieder verschwinden – gefördert seitens der Stadt, um die hässlichen schwarzen Löcher in der Innenstadt vollzustopfen, die ursächlich auf die Stadtraumpolitik der 70er Jahre rekurrieren. Damals hat man die Grundsteine für die Vernichtung der Altstadtkerne gelegt – und in der Peripherie EKZ um EKZ gebaut. Selfmade. Danke …

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Klaus-Dieter und Hannelore auf Kärnten-Besuch
„… aber das Blubberwasser ist hier auch nicht billig, Klaus-Dieter!“

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Einkauf ist Vertrauenssache
Vor wenigen Monaten stand der Kauf eines Kleiderkastens an. Nichts Spektakuläres, Billigware aus den wenigen weltweit existierenden Kasten-, Küchen-, Möbelmanufakturen. China, Indien, was weiß ich woher die Teile kommen. Sechs Monate später liegen meine Hemden, die Lederjacke, meine Hosen am Kastenboden. Die Stangenhalterung aus Plastik – gebrochen. Dass wir mit den Materialen an die Grenzen der industriellen Fertigung gehen, wissen wir nicht erst seit dünnwandigen Mineralwasserflaschen und ausgedünnten Autoblechen. Bei tragenden Teilen – nun ja. Jedenfalls mache ich in jenen Fällen das, was mein prähistorisches reptiliares Hirn immer in solchen Situationen macht. Probleme beseitigen. So begebe ich mich in das erste Möbelhaus – nichts. Im zweiten Möbelhaus: „Nein, so etwas führen wir hier nicht.“ Drittes Möbelhaus. „Ich kann Ihnen nichts versprechen“, sagt die unmöglich mit dieser Fingernagellänge Computerarbeit verrichten könnende junge Info-Stand Servicedame ausländischer Herkunft. „Sie müssen mir auch nichts versprechen, einfach mal nachschauen!“ Wo muss ich hin? Egal, auch das dritte Möbelhaus bietet keine Kleiderkasten-Ersatzteile. Viertes Möbelhaus: „Na, sowos homma do net.“ [Pause] „Aber pass auf!“ Er duzt mich. Egal. Zieht eine Schreibtischlade heraus, kramt etwas herum und fingert schließlich zwei ähnliche Halterungen heraus. „Konnst hobn!“ Ich kann es kaum glauben. Das Schicksal meint es gut mit mir. Die Teile sind nicht optimal, aber verwertbar. Um mich endgültig abzusichern, betrete ich drei weitere Baumärkte, um beim dritten ein suboptimales Metallding zu ergattern. Das könnte was werden, denke ich bei mir und gönne mir einen Erfolgscappuccino in der mittäglichen Kärntner Sonne.

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Die gute Nachricht zum Schluss
Ich finde es wirklich wichtig, dass die Diesel- und Benzinmotoren endlich verschwinden. Die müssen doch alle entsorgt werden! Bei den aktuellen batteriebetriebenen Kollegen geschieht das im Eigenmodus. Einfach am Fahrbahnrand abstellen, die verbrennen vollautomatisch, wie unlängst der Personenbus in Deutschland … So sieht Fortschritt aus, Freunde …

 

 

Über den Autor

Gerald Eschenauer
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Gerald Eschenauer

Gerald Eschenauer

Schriftsteller. Philosoph. Schauspieler. Kulturvermittler, der zwischen den Welten wandelt.

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