FREISTIL – KW 01/23

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Wochenkommentar – KW 01 – 08. Jänner 2023

Das Superlative
Ein weit verbreitetes Phänomen, das tägliche Brot von Zeitungen und Presserepräsentanz, ist die Anwendung von Superlativen. Nicht nur die reißerischen, die als „pfui“ titulierten Boulevardmedien, verhalten sich entsprechend. Auch sogenannte Qualitätsmedien überzeugen hier wenig. Sie als Leserinnen und Leser werden getäuscht. Sie sind in gutem Glauben, ihr Geld für Qualität auszugeben – wo keine Qualität drin ist. Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Ein Beitrag in der Kleinen Zeitung zu den aktuell rückläufigen Immobilienpreisen. Da schreibt der gute Journalist schon mal „Um fast zehn Prozent könnte hier die Nachfrage wegbrechen, die Preise könnten um knapp acht Prozent absacken.“ Das ist Journalistendeutsch. Wenn von 100 Prozent zehn Prozent fehlen, frage ich sie, kann da von wegbrechen die Rede sein? Immerhin sind noch 90 Prozent oder neun von zehn Anteilen vorhanden! Die Preise, die um acht Prozent „absacken“, sind jedenfalls nicht vergleichbar mit der Erhöhung der Portogebühren von 74 Cent auf einen Euro innerhalb eines Jahres. Immerhin 35 Prozent Preissteigerung. Vielleicht sollten Sie einfach die Zeitung wechseln, falls Sie Ähnliches lesen.

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Der kleine feine Einkommensunterschied
Neulich flattert mir ein Brief meiner Hausbank, der BAWAG/PSK, ins Haus, in dem höflich darauf verwiesen wird, dass mein Überziehungsrahmen nun endgültig gesperrt sei, ich also keine kurzfristigen Konsumschulden mehr machen dürfe. Hatte ich ohnehin nicht vor … Schriftstellern traut man nicht, wie es scheint. Nicht mal das Guthaben ist bis auf Null verfügbar, ein Restbetrag wird zur Kontoschließung sicherheitshalber einbehalten. Das Ganze fände ich ja lustig, hätte ich dieses Konto nicht schon seit meiner Lehrzeit – also im zarten Alter von 15 Jahren, bei der damaligen Postsparkasse in Liebenfels eingerichtet. Gibt es nicht mehr. Das Postamt wurde, wie viele andere in Österreich und Kärnten, geschlossen. Seit 35 Jahren habe ich dieses Konto, die Beraterin, die mich aktuell betreut, hat damals noch nicht gelebt, der Standort an dem sie mich betreut, hat noch nicht existiert. Ebenso wenig, wie der bestbezahlte Manager Österreichs Anas [nicht Anus] Abuzaakouk, der mit einem Jahreseinkommen von 10,519 Millionen Euro als Vorstand der BAWAG das höchste Einkommen aller ATX-Vorstände aufweist. Der Mann braucht einen[!] Tag, um in „FAT CAT“-Manier, das Medianeinkommen des österreichischen Durchschnittsbürgers zu erreichen. Marlene Engelhorn schreibt in ihrem aktuellen Buch „Geld ist Macht. Und Macht ist ein Beziehungsmittel.“ Und weil jene Menschen wie Abuzaakouk beste Beziehungen zur österreichischen Politik unterhalten, wird sich an diesem politisch akzeptierten Ungleichgewicht nichts ändern. Wir sollten diese Versäumnisse der Politik damit quittieren, dass wir jene wählen, die sich ehrlich gegen diese Ungerechtigkeit stellen, statt sich eine Gehaltserhöhung zu genehmigen. Wechseln Sie die Bank, oder wie ich – kaufen Sie die Aktie der Postsparkasse.

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Ein sich verändernder Klang
Es gab eine Zeit, in der ich mit Musik aufwachte und wieder mit Musik schlafen ging. Musik als Lebenselixier. Jahrelang arbeitete ich bei einem der ersten Privatrundfunkanbieter Österreichs, lange bevor die Privatrundfunklizenzen vergeben und gleich wieder von großen Häusern in Österreich aufgekauft wurden. Es blieben Krone-Hitradio [Kronen Zeitung], die Antenne [Kleine Zeitung], und damit erneut ein Monopolradio übrig. Man muss es deutlich aussprechen. Die 100er-Rotation [100 Musikstücke in Dauerschleife] von Ö3 und seinen Premiumablegern ist einer musikalischen Artenvielfalt unwürdig. Was bleibt ist ein Einheitsbrei, aufgetischt von wenigen Platzhirschen. Ich liebte Musik, kannte jedes Album, jeden Musiktitel und jede Musikgruppe. Die ersten Takte von Wonderful World Black oder Purple Rain – Prince. Abgesehen davon, dass ich durch Musikstreams nicht mehr weiß wie die Künstler aussehen, ich auch keine Alben vor mir sehe – weil sie durch das Onlineangebot verschwunden sind, höre ich immer weniger Musik. Wenn, dann im Auto. Wie unlängst jene Textzeilen: „Und wir singen im Atomschutzbunker. Hurra, diese Welt geht unter.“ AnnenMayKantereit & K.I.Z. wie ich recherchierte. Nun gut. Nicht gerade positive Vibes. Zeit für einen Wandel. Keine Sorge, ich wechsle nicht ins Schlagerfach …

Wonderful world [Black]

Purple Rain [Prince]

Hurra die Welt geht unter [AnnenMayKantereit & K.I.Z.]

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Das Grauen hat einen Namen
Am Wiener Secessionsgebäude thront die Inschrift – „Der Zeit ihre Kunst – der Kunst ihre Freiheit“, formuliert vom Kunstkritiker Ludwig Hevesi. Was macht die österreichische Impfagenda daraus? „Der Kunst ihre Zeit – der Zeit ihre Impfung.“ Das muss man sich mal vorstellen. Wie hirnverbrannt und geisteskrank sind Teile dieser Gesellschaft? Nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Impfung weder immunisierend noch risikofrei. Das Impfthema ist tot – und wird von keiner Regierung dieser Welt länger geritten. Noch eine Kostprobe: „Schaffa, impfa, Hüsle baua“ [Frei nach einem Vorarlberger Sprichwort].

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Kurz und knapp
Österreichs Strafzahlungen wegen fehlender Klimamaßnahmen sollen sich laut Berechnungen bis 2030 auf 4,7 Milliarden Euro belaufen … Wie untätig muss man als österreichische Bundesregierung sein, um dieser Entwicklung ins Messer zu laufen? Lieber Klimakleber als „Radikale“ bezeichnen …

„Die Pandemie war für das Theater eine Abrissbirne.“ Josefstadt-Intendant Herbert Föttinger.
[Kurier-Interview 07.01.23] Nicht nur für die Theater, füge ich hinzu. Der gesamte Kultursektor steht vor einem radikalen Umbau.

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Das Gute zum Schluss
„Laut Experten wird es bis 2049 dauern, dass eine KI einen Bestseller schreiben kann.“
[Kurier-Interview 07.01.23] Ich bin beruhigt.

 

 

Über den Autor

Gerald Eschenauer
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Gerald Eschenauer

Gerald Eschenauer

Schriftsteller. Philosoph. Schauspieler. Kulturvermittler, der zwischen den Welten wandelt.

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